Popkongress 2021

Pop, Produktion und Pandemie –
Populärkultur und Kulturwirtschaft unter Corona-Bedingungen

13. Jahrestagung der AG Populärkultur und Medien

Freitag, 19.02.2021
online (Zoom)

Organisation: Dr. Mario Anastasiadis (Bonn), Dr. Charis Goer (Utrecht), Dr. Jörg-Uwe Nieland (Friedrichshafen)

 

PROGRAMM

Neben dem Hauptfokus auf Beiträgen aus Wissenschaft und Forschung hatten wir im Call for Participation dezidiert auch Praktiker*innen aus Kultur und Medien adressiert. Für dieses Thema bietet sich das Zusammenbringen wissenschaftlicher und praktischer Perspektiven mit besonderer Dringlichkeit an. Wir freuen uns daher über ein Programm mit spannenden Beiträgen aus unterschiedlichen wissenschaftichen Disziplinen, popkulturellen Sparten und medialen Bereichen.

Programm Kurzfassung
Programm Langfassung

 

TEILNAHME

Die Teilnahme an der Tagung erfordert keine Mitgliedschaft in der AG oder der GfM und ist kostenlos.
Bei Interesse bitten wir um vorherige Anmeldung mit einer kurzen Nachricht bis zum 18. Februar an diese Adresse: agpopundmedien@gmail.com
Die Zoom-Zugangsdaten versenden wir dann am Abend vor der Veranstaltung.

 

THEMA UND KONZEPT

Wohl kaum ein Bereich ist durch die Covid-19-Pandemie so existentiell getroffen wie die Kulturwirtschaft und die Populärkultur. Die Lockdowns mit den vielen medizinisch gebotenen Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens seit dem Frühjahr 2020 wirken sich in allen Bereichen populärer Kultur (Musik, Event, Film, Literatur, Sport etc.) in besonders drastischer Weise aus. Dies gilt sowohl für Kulturschaffende, für zahlreiche Akteur*innen der Kulturproduktion und -vermittlung, für die gesamte Wertschöpfung als auch für die Rezeption, also das konkrete Erleben von Kunst und (Pop-)Kultur im Alltag der Menschen.
Zugleich wird die Kultur- und Kreativwirtschaft in der ,Kulturnation Deutschland‘ bislang nicht im gleichen Umfang durch staatliche Unterstützungsprogramme abgesichert wie andere gesellschaftliche Kernbereiche (etwa Industrie, aber auch die Bildung). Wenn Kinosäle und Theater leer bleiben, Konzerte und Festivals ausfallen, Clubs und Spielstätten von Schließung bedroht sind, Sportveranstaltungen ohne Zuschauer abgehalten werden, sind nicht nur diejenigen auf der Bühne und vor der Kamera betroffen, sondern auch viele im Hintergrund. Für große Teile der Kultur- und Kreativwirtschaft sind die Lockdowns existenzbedrohend, insbesondere im Bereich der populären Kultur, da diese besonders oft von freien Kulturschaffenden ohne feste institutionelle Anbindung und verlässliche öffentliche Förderung getragen wird.
Somit stellt sich auch die Frage, ob es zu einer politischen und gesellschaftlichen Abwertung von (Pop-)Kultur kommt und welcher Stellenwert ihr hinsichtlich ihrer Systemrelevanz zugebilligt wird. Die augenblickliche Disruption von populärer Kultur, Kultur- und Kreativwirtschaft lässt eine nachhaltige Veränderung der Kulturlandschaft insgesamt befürchten, weswegen die momentan geführten öffentlichen Debatten ein nicht selten düsteres Bild der zu erwartenden Entwicklungen zeichnen. Werden Kulturwirtschaft und Populärkultur als wichtige Motoren einer offenen, diversen und partizipativen Gesellschaft vergessen, drohen – so ein zentrales Argument – über die zu befürchtende weitere Verringerung der Lebensqualität vieler Menschen und die Schäden der kulturellen Landschaft insgesamt hinaus auch direkte Auswirkungen auf weitere Teile der Gesellschaft, wie etwa Gastronomie, Tourismus und Hotelgewerbe. Nicht zuletzt fungiert der Bereich der Populärkultur auch als Gradmesser für die gesellschaftliche Akzeptanz der pandemiebedingten Einschränkungen insgesamt. Auf dem Prüfstand stehen die Strukturen und Prozesse der Kulturpolitik, konkret der Förderung der Populärkultur (durch Programme der Kultur-, Wirtschafts- und Finanzministerien).
Neben zum Teil öffentlichkeitswirksamen Protesten – von Aktionen des Bündnisses #AlarmstufeRot bis zum Auftritt von Die Ärzte in den „Tagesthemen“ – sind zahlreiche Formen der Anpassung der Kulturschaffenden zu beobachten, die den neuen Rahmenbedingungen mit neuen Produktions-, Präsentations- und Vermittlungsformaten begegnen: Konzerte, Theateraufführungen, Lesungen und Ausstellungen werden als Online-Veranstaltungen oder hybride Formate durchgeführt. Social Media und Streaming gewinnen dabei erheblich weiter an Relevanz. Entstanden sind auch neue Handlungsfelder und Kooperationen (inklusive Solidaritäts- und Protestformen) ebenso wie neue Einnahmemöglichkeiten. Für die Rezipierenden ergeben sich dadurch trotz und teils gerade wegen der Einschränkungen viele neue Formen, Kontexte und Anlässe des Erlebens und der Teilhabe an Populärkultur. Diese vielfältigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Populärkultur und Kulturwirtschaft sollen im Rahmen der Tagung in interdisziplinärer und internationaler Perspektive mit Wissenschaftler*innen und kulturellen Akteur*innen verschiedener Sparten diskutiert werden.

Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Populärkultur und Kulturwirtschaft sollen während der eintägigen Veranstaltung anhand dreier Themenfelder in den Blick genommen werden:
(1) Musik, Konzerte, Festivals und Clubkultur unter Coronabedingungen
(2) Medienformate und Vermittlungsformen unter Corona- bedingungen
(3) Sport unter Coronabedingungen

Die Beiträge und Diskussionen werden in jedem Themenfeld durch die folgenden drei Perspektiven gerahmt, sind auf diese jedoch nicht beschränkt:
(1) Auswirkungen der Pandemie auf Populärkultur und Kulturwirtschaft (Bestandaufnahme und Erfahrungen zum Ausmaß der wirtschaftlichen und auch kreativen Einschränkungen)
(2) Reaktionen der Popkultur und Kulturwirtschaft (Transformationsprozesse, Anpassungen, Strategien, Beschreibung und Einschätzung neuer Online-, Offline- und Hybridformate)
(3) Übergang in die neue Normalität (Angebote und Formate, Strukturen und Regelungen, Rezeptionsweisen und Praktiken, die nach der Pandemie weiter Bestand haben)

Zu jedem Themenfeld gibt es ein 120-minütiges Panel mit einführenden Impulsvorträgen, mehreren Kurzstatements und Plenumsdiskussionen.